Dieser Artikel bildet zusammen mit WhiteLineDisease.html meinenWall Flare Artikel (verbogene Hufwände)
Die meisten Risse in der Hufwand entstehen, weil die Hufwände nicht sauber mit dem Hufbein und den Hufknorpeln verbunden sind. Die Hufwände sind ganz einfach nicht stark genug, dem Aufprall zu widerstehen, ohne gut verbundene, gesunde epidermale und dermale Lamellen (sprich: Blättchenschicht, Anm. d.Ü.). Wenn man mit kompetenter und häufiger Hufpflege beginnt (alle 4-5 Wochen), so beginnt das Pferd augenblicklich mit dem Wachstum von gut verbundenen Wänden. Man sieht dann typischerweise dichteres, kompakteres Wachstum, das vom Kronrand herunterkommt und sich auf den Weg zum Tragrand macht. Die vorher nach aussen hin verbogene oder „glockenförmige“ Hufwand wird durch gerade Wände ersetzt werden, die sich nicht nach aussen verbiegen, wenn sie den Boden erreichen, und die Risse werden mit dem neuen und besseren Wachstum der Wand direkt herauswachsen.
Abb. 1
Alles was es braucht, damit 90-irgendwas-% von allen Wandrissen herauswachsen, ist die Routinebehandlung mit einer Mustangrolle, wie sie sich diese Mustang-Stute selber anlaufen konnte.
Man muss sich sorgfältig überlegen, auf welchem Terrain das Pferd läuft und wie dick die Sohle ist, wenn man sich entscheidet, wie man die Hufe bearbeitet: Ob man die Wand passiv zur Sohle trimmt, oder die Wand auf gleicher Höhe wie die Sohle nimmt, oder die Wand über die Sohle überstehen lässt. In jedem Fall sollten Sie eine gleichmässige Schräge über die ganze Breite der Wand anlegen.
Wenn die Sohle dünn und/oder das Terrain hart ist, neige ich dazu, einen Wandüberstand über der Sohle stehen zu lassen. Wenn die Sohle aber 15mm dick und/oder der Boden weich ist, neige ich dazu, die Wand auf gleicher Höhe oder sogar leicht passiv zur Sohle zu trimmen. Wie auch immer, bereiten Sie sich darauf vor, Schuhe mit gepolsterten Einlagen oder Equi-Cast (synthetische „Gips“-Binden, Anm.d.Ü) zu verwenden, je nach Notwendigkeit für Komfort und Schutz während diesem Heilungsprozess. Lesen Sie http://www.hoofrehab.com/HorsesSole.html für wichtige Details, und um die Dicke der Sohle einschätzen zu lernen.
Das Wundermittel zum herauswachsen lassen der allermeisten Hufwandrisse ist ganz einfach eine gut angelegte Mustang-Roll (ich bevorzuge eine gerade angelegte Schräge, statt einer Abrundung), und genügend Zeit, damit die Risse herauswachsen können. Daher, wenn wir über Risse in der Hufwand diskutieren, müssen wir uns eigentlich nur auf die Ausnahmen vom bereits gesagten fokussieren – Dinge, die diesen ansonsten simplen Prozess massiv aus dem Gleichgewicht bringen.
Hier sind sie:
Fütterung
Im Zentrum von fast allen verbogenen oder gezerrten Hufwänden steht ein Fütterungsproblem. Manchmal resultiert daraus eine tiefe, hässliche Grube, wo eigentlich die Weisse Linie sein sollte. Manchmal ist diese Grube wenigstens mit Narbenhorn (Lamellar wedge: Keil in der Lamellenschicht, Anm.d.Ü.) aufgefüllt (Keratinzellen zwischen den auseinandergerissenen dermalen und epidermalen Lamellen). In anderen Fällen kann die Sohle mitsamt der Wandverbiegung gezerrt oder verformt sein – die Weisse Linie kann dabei auf Bodenebene perfekt aussehen. So oder so wird die Wand nach aussen verformt, wenn die den Boden erreicht. Legen Sie eine gerade Kante (Massstab, Kantholz o.ä., Anm.d.Ü.) vertikal an die Hufwand an, irgendwo in der Peripherie des Hufes; und wenn sie nicht auf ganzer Länge der Wand anliegt, ist diese vom Hufbein oder vom Hufknorpel abgetrennt.
Andere Hinweise, dass die Fütterung gegen Sie arbeitet, sind Reihen von Wellen (Futterringe, Anm.d.Ü.) und/oder rote Streifen, die untereinander auf der Aussenwand zu sehen sind. Jede Entzündung, jede Änderung kann einen Ring oder einen roten Streifen auf der Wand machen; aber typischerweise, wenn Sie eine kontinuierliche Reihe davon sehen, so können Sie sicher annehmen, dass das Pferd dauerhaft unter Fütterungsstress steht. Fette Pferde, untergewichtige Pferde, Haut – oder Fellprobleme... all das sind Produkte einer unausgewogenen Fütterung, und meistens begleitet von Hufproblemen. Die Haut (und die Hufwand ist buchstäblich spezialisierte Haut) ist das erste, von dem der Körper Reserven abzieht und es darben lässt, wenn er bei Fütterungsstress oder Krankheiten versucht, für das Überleben wichtigere Organe zu retten. Die Hufe sind wahrhaftig unser bestes Fenster zur Gesundheit des gesamten Pferdes; umgekehrt sind sie das erste, was angesichts eines Problems sichtbar „durcheinander gewirbelt“ wird. Es ist entscheidend, dass Pferdebesitzer dies verstehen; denn wenn Fütterungsprobleme die Hufe angreifen, beeinträchtigen sie auch den Energie-Level, die Kondition, die Regeneration, die Leistung, das Verhalten, das Immunsystem, die Knochendichte, die Integrität von Bändern und Sehnen, das ganze Bindegewebe, die Heilungskräfte... die gesamte Gesundheit und Wohlbefinden des Pferdes.
Solange die Fütterung die Lamellenschicht konstant schwächt, wird es einem nie gelingen, gut verbundene Hufwände heranzuzüchten, und somit werden die Risse in der Hufwand ebenso hartnäckig sein. Meistens ist Überfütterung mit Kohlehydraten der Übeltäter (oder, besser gesagt, hat das Pferd zu wenig Bewegung, um die Zucker, die es frisst, zu verbrennen). Es wurde uns beigebracht, dass Getreide/Kraftfutter normalerweise über 60% Zucker enthalten (mit dem Oberbegriff „Zucker“ werden leichtverdauliche Kohlenhydrate zusammengefasst, also u.a. auch Stärke und Fruktan, Anm.d.Ü.). Aber kultiviertes Weidegras kann zeitweise bis über 30% Zucker enthalten – genau wie unser Heu (Studie vonwww.safergrass.org). Von einem natürlichen Standpunkt aus gesehen, beschneiden wir die Pferde nicht nur in ihrer Bewegung, sondern wir baden sie fast im Zuckerüberfluss. Der Körper erhöht den Insulinspiegel,um mit diesem Überschuss fertig zu werden, und der hohe Insulinspiegel zerstört die Unversehrtheit der Lamellenschicht. [Asplin K.E., et al., Induction of Laminitis by Prolonged Hyperinsulinaemia… , The Veterinary Journal (2007) doi: 10.1016/ j.tvjl.2007.07.003] (das ist meiner Meinung nach die wichtigste Veröffentlichung über Hufrehe dieses Jahrhunderts). Lesen Sie http://www.hoofrehab.com/LaminitisUpdate.html.
Ausserdem kann ein Mineralstoffmangel bei der Fütterung – oder, schlimmer noch, ein Überschuss bestimmter Mineralien, die Lamellenschicht konstant schwächen. In hartnäckigen Fällen ist oft eine Laboruntersuchung des Raufutters notwendig. Das kann wirklich kompliziert oder wirklich einfach werden, je nach Situation. Diese Entdeckungsreise begann für mich mit drei verschiedenen Weiden in meiner Kundschaft, auf denen ich einfach keinen Huf zum wachsen brachte. Letztendlich testete ich das Gras, und fand heraus, dass es in der Welt dieser Pferde kein Kupfer und kein Zink gab. Man weiss, dass beide wichtig bei Entzündungen und für die Haut sind (auch hier, lesen Sie „Hufe“). Ich korrigierte dieses simple Problem, und bekam gut verbundene Hufwände zum wachsen, und die Risse in den Hufwänden wuchsen in einem Wachstumszyklus von oben nach unten heraus. Ich war total begeistert, für immer. Lesen Sie http://www.hoofrehab.com/Diet.html für detaillierte Informationen.
Diese simple Massnahme funktionierte. Manchmal braucht es einzig einen Fressmaulkorb, oder mehr Bewegung. Aber manchmal brauchen Sie vielleicht einen Fütterungsberater, damit Sie mit umfassenden Änderungen in der Fütterung weiterkommen. Würde ich das bei jedem Pferd machen? Nein, aber es ist das erste, was ich versuche, wenn ich merke, dass ich mit der Wandverbindung eines Pferdes am Rad drehe (oder wenn ich es „an der Wand geschrieben sehe“, dass ich damit anfangen muss) – und es zahlt sich aus.
Abb. 2, 3
An der Wand geschrieben (das Wortspiel ist Absicht)
Futterringe, Gruben und rote Streifen die ganze Wand hinab aufgereiht. Wandverbiegung oder Abweichung nach aussen, oder Glockenform. Das ist Grund für wirkliche Panik, wenn Sie das bei Ihrem Pferd sehen! Beachten Sie auch die ausgebrochene Stelle im ersten Photo: die obere Kante ist parallel zur Wachstumslinie. Immer, wenn Sie einen solchen Ausbruch sehen, der parallel zur Wachstumslinie ist, ist es entweder ein alter Abszess, der am Kronsaum durchgebrochen ist, oder ein Trauma des Kronsaums (Schlag, oder Verletzung). So oder so ist dieser Horndefekt die ganze Wand hinuntergewachsen und wird irgendwann ausbrechen, so wie es hier offensichtlich geschehen ist.
Bearbeitungs - Intervalle
Wenn die Hufwände zu lang werden, so sollen sie sich verbiegen. Hier ist ein wichtiger Schutzmechanismus am Werk. Die Alternative wäre, dass vernachlässigte Pferde auf Stelzen herumlaufen und sich die Beine brechen. In den meisten Gegenden ist es notwendig, die Hufe zu trimmen, wenn die Wände mehr als 6mm über die Sohlenebene gewachsen sind, und/oder bevor neue Verbiegungen oder Wandtrennungen entstehen. Wenn Sie versuchen, verbogene Wände und die begleitenden Wandrisse herauswachsen zu lassen, so ist das besonders entscheidend. Wenn die Wand gut verbunden und intakt ist, so ist sie sehr stark; aber eine angeschlagene Situation vergibt Vernachlässigung überhaupt nicht. Sogar Vier-Wochen-Intervalle können in schlimmeren Fällen zu lang sein, und wenn man das Überwachsen oder Wandtrennung zwischen den Besuchen des Hufbearbeiters zulässt, so hat man im besten Fall eine „3 Schritte vorwärts, 2 Schritte zurück“ -Entwicklung.
Periphere Belastung
Die Hufwand war niemals dafür vorgesehen, das Gewicht des Pferdes zu tragen. Die Blättchenschicht ist stark, aber ein peripher belasteter Huf lässt die ganze Aufschlagsenergie buchstäblich an der lamellären Befestigung hängen. Und die ist nun einfach nicht stark genug für sowas – sie war es nie. Die Sohle, die Eckstreben, der Strahl und die Wände sollen alle als ein Team zusammen arbeiten, um das Pferd zu tragen.
Jede Trimm- oder Beschlagsmethode, die die periphere Belastung erzwingt, wird das Wachstum von gut verbundenen Wänden vollkommen verhindern, und wird ausserdem das herauswachsen von Rissen verhindern. Harte Worte, aber sehr wahr.
Es ist in der Tat meine feste Meinung, dass die Sohle der primäre „vertikale Träger“ des Pferdes ist. Aber Vorsicht – die Sohle wächst und gedeiht am besten unter ständigem Wechsel von Druck und Entlastung; aber wie jedes Gewebe leidet sie unter konstantem Druck, sodass ich nicht denke, dass wir dieses Konzept für eine Beschlagsmethode verwenden können. Wenn Sie mit Sohlendruck beschlagen (beliebig viel, um wirklich Unterstützung zu bieten), so bleibt dieser Druck bei einem gewissen Wert eingerastet, und wird so die Lederhaut schädigen, weil der Druck nicht vollständig nachlässt, wenn der Huf in der Luft ist. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass auch bei Pferden, die wieder beschlagen werden sollen, der beste Weg, Risse herauswachsen zu lassen, eine Barhufperiode ist, damit gut verbundene Wände herabwachsen können.
Abb. 4, 5
Fütterung x Trimmen x Elimination von peripherer Last = gesundere Hufsituation
Zehenlandung
Egal, wie gut Sie trimmen, beschlagen oder die Wände behandeln, so werden Sie Ihr Ziel, gut verbundene Wände zu züchten und Risse herauswachsen zu lassen, nie vollständig erreichen, solange das Pferd Zehenlandung zeigt. Trachtenlandung muss allerhöchste Priorität für jedes Hufpflegeprogramm haben. So bewegen sich Pferde natürlicherweise, sodass der Weg zur Trachtenlandung einfach der ist, nicht zuzulassen, dass sie verhindert wird.
Vom Standpunkt des Hufpflegers aus heisst dies, dass man den Abrollpunkt (breakover) und die Trachtenhöhe sorgfältig betrachten muss. Zuallererst, seien Sie sicher, dass Sie die Trachten nicht so niedrig trimmen, dass das Pferd fühlig wird, und als Kompensation auf der Zehe landet. Allgemein gesprochen trimme ich die Trachten so niedrig wie möglich, ohne
- Fühligkeit zu verursachen, also Zehenlandung als Kompensation
- in die gesunde, 12 – 18mm dicke“ lebende“ Sohle einzudringen – überhaupt – NIE
Das ist ganz einfach gesagt, aber diese Ziele in der wirklichen Welt zu erreichen verlangt Finesse und Erfahrung. Auch dann werden Sie gelegentlich bei einem Pferd zu weit gehen, und Fühligkeit im Trachtenbereich oder Zehenlandung verursachen. Passen Sie einfach auf, und machen Sie den gleichen Fehler nicht mehr beim gleichen Pferd. Schauen Sie vor und nach dem Trimmen an, wie sich das Pferd bewegt, und noch wichtiger, lesen Sie das Abnutzungsmuster am Barhuf oder am Eisen. Ein Pferd, das sich korrekt bewegt, wird das Eisen oder den Huf ringsum gleichmässig abnutzen. Ein Huf oder ein Eisen mit Zehenlandung wird die Zehe vermehrt abnutzen. Das ist exakter als die Beobachtung in Bewegung, denn Sie sehen im Abnutzungsmuster des Pferdes ganze Welt, und nicht nur den Moment, in dem sie es herausnehmen, oder das Terrain, das sie gewählt haben, um es vorzuführen.
Lesen Sie http://www.hoofrehab.com/HeelHeight.html für wichtige Details.
Auch die Zehe kann Trachtenlandung verhindern. Wenn die Wände vom Hufbein abgetrennt sind, so sind normalerweise Keratinzellen zwischen den dermalen und den epidermalen Lamellen eingepackt (lamellar wedge, der Keil zwischen den Lamellen – Narbenhorn). Von unten kann dies wie die Sohle aussehen, aber Röntgenbilder, oder normalerweise schon die nähere Inspektion wird einen deutlichen Unterschied zwischen diesem Narbenhorn und der Sohle auf Bodenhöhe zeigen. Normalerweise sehen Sie in diesen Fällen den „Fussabdruck“ des Hufbeins auf der Hufunterseite, wobei alles ausserhalb dieses „Fussabdrucks“ Narbenhorn ist. Ausser wenn die Sohle dünn ist (weniger als 12mm), ist es wichtig, dieses Narbenhorn auf Bodenhöhe zu entlasten, indem man eine leichte Schräge (einen „Rocker“) von 15-20° anbringt, die 6mm ausserhalb der echten Sohle beginnt. Schneiden Sie keine Sohle weg, nur das Narbenhorn. Lesen Sie http://www.hoofrehab.com/Breakover.html für wichtige Details und Ausnahmen.
Dies ist wichtig für die Trachtenlandung, wegen den Gesetzen der Hufbewegung. Ganz ähnlich, wie wenn man einen Baseball wirft: wenn der Huf den Boden nahezu vertikal verlässt (und das muss er, wenn er über eine nach vorne überstehende Zehe abfussen soll), so wird die „Flugbahn“ höher, aber er fliegt nicht sehr weit. Der resultierende kurze Schritt erzwingt eine Zehenlandung, weil die Gliedmasse nicht genügend gestreckt wird. Wenn Sie den effektiven Abrollpunkt nach hinten nehmen können, dahin, wo er bei gut verbundenen Hufwänden wäre, so kann der Huf länger auf dem Boden bleiben, somit den Boden in einem flacheren Winkel verlassen, und dadurch fliegt er weiter. Das Resultat sind längere Schritte, und ausser wenn die Trachten schmerzen, wird das Pferd auf den Trachten landen.
Wenn das Pferd in der hinteren Hufhälfte fühlig ist, wegen unterentwickeltem Hufknorpel oder Hufpolster, wegen Strahlfäule etc., oder wegen dünnen Sohlen oder hartem Terrain, so passen Sie ihm Hufschuhe mit gepolsterten Einlagen an. Wenn dies zu korrekter Bewegung führt, bewegen Sie es damit so viel wie möglich. Ein Auslauf mit erbsengrossem Kies (4-8mm, rund) ist ebenfalls eine wunderbare Ergänzung für diese Pferde. Lesen Sie http://www.hoofrehab.com/GloveMod.html und http://www.hoofrehab.com/BootArticle.htm für Details.
Abb. 6, 7
Verräterischer „Buckel“ oder „Fussabdruck“ des Hufbeinsauf der Hufunterseite. Das Material hinter dem Buckel ist generell Sohle. Das Material zwischen dem Buckel und der Wand ist Narbenhorn. Wenn Sie das bei uhrem Pferd entdecken (ich sage das nett): werden Sie bitte panisch! Es ist Zeit für umfassende Änderungen bei der Fütterung, und verbesserte Hufbearbeitung.
Ein anderes wichtiges Werkzeug, um Wandrisse herauswachsen zu lassen: Equicasts (Kunststoffgipsbinden, Anm.d.Ü.) Die sind besonders nützlich, wenn ein Riss bis hinauf in den Kronsaum geht, und der Huf instabil wird, weil sich die beiden Hälften der Hufwand beim auffussen bis in den Kronsaum hinein bewegen. Diese Hufwände müssen auf Bodenhöhe komplett aus der Last genommen werden, damit ein korrektes Zusammenwachsen wieder möglich wird. Das bringt enormen Druck auf die Sohle, und das kann gefährlich sein. Die Equicasts – spezielle Kunstharz-Bandagen, die unterhalb der Haarlinie um den Huf gewickelt werden – können gleichzeitig die Sohle schützen, wie auch den Riss lange genug stabilisieren, bis neues, korrektes Hornwachstum beginnt. Lesen Sie http://www.hoofrehab.com/Hoofcast.html für wichtige Details.
Komplikation durch Pilzinfektionen
Pilze behelligen normalerweise keine gesunden Hufe. Aber lassen Sie es zu, dass sie sich in einem Wandriss einnisten, so können sie sich den Weg nach oben schneller fressen, als dass das Pferd einen gesunden Huf herabwachsen lassen kann. Dieser Effekt muss immer vermutet werden, wenn sich ein Wandriss „stur“ zeigt und nicht herauswachsen will. Wenn ich dies argwöhne, so setze ich meine Kunden auf ein Programm mit Pilz-abtötenden Bädern. Keine lokal aufgetragene Lösung wird hier helfen. Sie müssen einfach Bäder machen, oder sie werden diese gleichen Risse noch in zehn Jahren sehen.
Meine Favoriten bei der Pilzbehandlung sind aktiviertes und verdünntes Oxine AH, White Lightning, CleanTrax, und ein 30-minütiges Bad in 50/50 Apfelessig/Wasser. (Beachten Sie: jede dieser Substanzen kann die Haut von einzelnen Pferden reizen – fangen Sie schrittweise an, steigern Sie langsam, und passen Sie auf. Mischen Sie nichts davon stärker konzentriert an, als empfohlen.) Für Pferde mit empfindlicher Haut kann man das Oxine, das White Lightning und das Clean Trax in geringer Menge am Boden einer Plastiktüte verwenden, wobei man die Tüte Mitte Röhrbein dicht abklebt. Das Chlorgas, das von den Lösungen freigesetzt wird, ist zur Desinfektion des Hufs wirksam, ohne dass man ihn oberhalb der Haarlinie benetzen muss. Spülen Sie das Bein nach dem Bad gründlich ab.
Gebrauchsanweisung des Oxine AH: aktivieren Sie 4 Unzen (114g) mit der gleichen Menge Weissweinessig odereinem Teelöffel Essigsäure.Warten Sie, bis die Lösung aktiviert ist und gelb wird, dann verdünnen Sie sie mit 3.8 lt Wasser. Machen Sie ein 20-minütiges Fussbad, 1-2x/Woche - detailliertere Anweisungen hier.
Ich muss auch erwähnen, dass ich oft Lysol-Konzentrat verwende, das ich auf die Anwendungsempfehlung für Badezimmerböden verdünne (nicht stärker). Ich sollte es nicht erwähnen, da es der Gebrauchsempfehlung widerspricht, aber ich habe es bei hunderten von Pferden gebraucht, und habe nie einen negativen Effekt gesehen oder gehört. Wie beim Essigwasserbad denke ich, dass ein Grund, für die Wirksamkeit der günstige Preis ist, so dass die Leute es wieder und wieder anwenden; viel eher, als die eine oder zwei Chancen, die sie einem teureren Produkt geben. Es macht ein seifiges Wasser, das Pilze, Hefen und Bakterien abtötet, ohne dass es lebendes Gewebe schädigt, oder Haut und Huf austrocknet. Elegant einfach, und es funktioniert. Ich lasse meine Kunden normalerweise „Stiefel“ verwenden, damit sie die Hufe 3-4x/Woche für 30 Minuten baden. Ich brauche das für Wandrisse, White Line Disease, und Strahlfäule.
Ergänzend muss gesagt werden, dass wenn Sie Pferde mit vielen oberflächlichen Rissen über die ganze Hufwand sehen, üblicherweise eine Pilzinfektion der Übeltäter ist. Es ist wichtig, dies zu realisieren, denn viele Leute missverstehen das als trockene Hufe, und schmieren Öl auf die Hufe. Das versiegelt die Pilze in einem dunklen, feuchten, anaerobischen Milieu und maximiert ihre pferdefressenden Kapazitäten. Ein ständiger Wechsel von nass auf trocken trägt noch dazu bei, so ist das beste Heilmittel, das Pferd in einer trockenen Umgebung zu halten. Wenn ich diese oberflächlichen Risse eröffnen kann, ohne die Wand gross auszudünnen, so tue ich dies oft.
Aber auch hier ist ein wichtiger Aspekt die Fütterung. Wenn einem Pferd etwas fehlt, so versorgt es damit die lebenswichtigeren Organe zuerst, und die Haut bekommt, was übrigbleibt. So wird jedes Fütterungsproblem das Hufhorn des Pferdes schwächer und angreifbarer für diese Art von Pilzattacke machen.
Narben am Kronsaum
Manchmal geht ein Riss so hoch, dass er den Kronsaum erreicht und schädigt. Auch eine Schlagverletzung oder ein hässlicher Schnitt kann den Kronsaum schädigen. So oder so kann Narbengewebe entstehen, und zu einer permanenten Schwäche oder sogar einer richtigen Lücke im Hornwachstum der Hufwand führen. Das ist normalerweise nur ein Schönheitsfehler. Es tut nicht weh, aber es kann eine Eintrittspforte für Pilzinfektionen bilden, die dann einen grösseren Riss ausfressen, und den Schaden über eine grosse Fläche verbreiten können.
Wenn ich sehe, dass dies passiert ist, setze ich den Besitzer meistens auf ein „zeitlebens- wöchentlich- Antipilzbad-Protokoll“, damit sich die Infektion nicht wieder einnisten kann, und instruiere sie, den Riss gar nicht zu beachten.
Schäden in der Lamellenschicht
Eine ganz ähnliche Geschichte kann den dermalen oder epidermalen Lamellen passieren. Ein alter Riss kann die Lamellen beschädigen; ein gutartiger Tumor oder ein Keratom kann das Wachstum unterbrechen; eine Deformierung oder eine adaptive Umformung des Hufbeins kann einen Zwischenraum zwischen den Lamellen entstehen lassen. Die natürliche Crena, die Kluft in der Mitte des Hufbeins, ist bei manchen Pferden übertrieben gross – wie es scheint, v.a. bei Kaltblütern. Auch das kann eine Lücke zwischen den Lamellen hinterlassen (wenn Sie ein Pferd mit multiplen, genau in der Zehenmitte liegenden Rissen sehen, können Sie damit rechnen; schauen Sie nach dem verräterischen „ausgestanzten“ Stück in der Sohle, das die „gezinkte“ Form des Hufbeins wiederspiegelt).
Das Endresultat von all dem (und mehr) ist, dass bei gewissen Pferden eine oder zwei Lamellen fehlen – da ist ein kleines Loch in der Weissen Linie. Wie bei der Kronsaumnarbe ist das üblicherweise keine grosse Sache, ausser dass es eine weitere Eintrittspforte für Pilzinfektionen sein kann, wodurch der Schaden auf die anderen Lamellen und auf die Hufwand verbreitet wird. Auch hier, in diesen Fällen, wende ich eine Anti-Pilz-Routinebehandlung an, die mir hilft, die Risse und die Wandtrennung herauswachsen zu lassen, und dann setze ich den Besitzer auf dieses „zeitlebens- wöchentlich- Antipilzbad-Protokoll“, damit die grossen Probleme nicht wiederkommen. Das ist immer eine gute Idee, wenn es ein permanentes „Loch“ gibt.
Das ist die ganze Munition, die ich brauche, und ich habe sehr selten ein Problem damit, einen Hufspalt herauswachsen zu lassen. Ich hoffe, das hilft Ihren Pferden.
6 Monate mit dem Huf vorne links, in einem harten Langzeit-Fall, bei dem gleich alle Themen in diesem Artikel gleichzeitig vorkamen.
Beim ersten Trim im Oktober gab es ernsthaft verbogene Wände und Wandablösung. Das tiefe Loch warnt vor Komplikationen durch Pilzinfektion, und benötigt Hufbäder. Am Kronsaum ist eine alte Narbe aus der Zeit, wo der Riss den Hufsaum verletzt hat. Man sieht die geriffelten und abgelösten Wände, plus das Narbenhorn (lamellar wedge) vor der echten Sohle, das auf Fütterungsprobleme hinweist.
Abb. 8 - 12
Wie üblich bei mittigen Zehenrissen sieht man diese „Stanze“ in der Sohle, die eine übergrosse Crena oder Kluft im Hufbein wiederspiegelt. Dies war eine Eintrittspforte für Infektion, und der primäre Grund, dass diese Risse so viele Jahre persistierten und einige unterschiedlich arbeitende Hufschmiede „überlebten“. Sehr wahrscheinlich würden die tiefen infizierten Löcher und die begleitenden Risse wiederkehren, wenn die Besitzerin mit den wöchentlichen anti-Pilz-Bädern aufhören würde (sorry, ich fügte das als persönliche Note an sie an).
Und schliesslich, im Mai, sind die Risse fast verschwunden. Die Narbe am Kronsaum als Schwachstelle wird immer bleiben, aber gutes Management kann verhindern, dass sie ein Problem für das Pferd darstellt.
Originaltitel: Pete Ramey: Wall Cracks 17. Aug. 2007
Übersetzung mit freundlicher Genehmigung vom Autor Pete Ramey, www.hoofrehab.com
© Pete Ramey